Vom Schreiben leben – Ist das überhaupt möglich?


Eine dieser Fragen, die sich wohl jeder Künstler durchgehend stellt: Wird es irgendeinen Zeitpunkt geben, in irgendeiner fernen Zukunft, an dem ich von meiner Kunst leben kann? Mir geht es nicht anders. Ich schreibe aus Leidenschaft, und weil ich Geschichten erzählen will, die mir sonst den Schädel sprengen würden. Ich schreibe nicht des Geldes wegen. Mal abgesehen davon, dass ich abseits meiner derzeit noch sehr, sehr bescheidenen Einnahmen über Patreon mit dem Schreiben noch überhaupt kein Geld verdiene. Das wird sich in absehbarer Zukunft, also in den nächsten drei bis fünf Jahren wohl auch kaum ändern. Ich habe zu wenig Zeit zum Schreiben, gleichzeitig bin ich bei weitem noch nicht genug bekannt, als dass Menschen für meine Geschichten wirklich Geld ausgeben würde.

Was müsste ich tun, um vom Schreiben leben zu können? Nun, in erster Linie müsste ich wesentlich mehr schreiben. So in der Größenordnung von mindestens drei bis vier Romanen im Jahr, zusätzlich diverse Geschichten, plus Auftragsarbeiten, Lesungen und anderen Kram. Nebenbei dann und wann noch ’nen Workshop, ein Coaching oder sowas. Selbst dann wäre es kaum möglich, soviel Geld einzunehmen, dass ich allein davon leben könnte. Mein Grundbedarf an Geld im Monat ist hoch. Nicht weil ich einem dekadenten Lebensstil frönen würde (alle, die mich kennen wissen, dass das Gegenteil der Fall ist), sondern weil Unterhaltszahlungen, Versicherungen, Krankenkasse, Miete und andere Kleinigkeiten einfach mal extrem viel Kohle verschlingen. Für mich wäre das Wagnis, den Brotjob hinzuschmeißen und Vollzeitschriftsteller zu werden, einfach zu groß. So bleibt es also, wie es ist: Ich arbeite extrem viel, verdiene gemessen an der investierten Zeit nur mäßig, und finde wenig Zeit zum Schreiben. Ein Teufelskreis.

Self-Publishing wäre eine Option: Sehr viel schreiben und es selbst verkaufen. Möglichkeiten gibt es genug, ob KDP, neobooks, bookrix und wie sie alle heißen. Ich könnte da natürlich jede Woche eine Hand voll Geschichten unters Volk werfen und hoffen, dass die irgendjemand kauft. Die Sache hat nur einen Haken: Ich hasse Self-Publishing. Nicht weil es technisch doof wäre, sondern weil ich dann mit einem unüberschaubaren Meer an anderen Autoren konkurrieren müsste, die von groteskem Schund bis hin zu guter Literatur (ja, gibts da auch) unfassbare Mengen an Material ausstoßen. Ich bin Mitglied diverser Self-Publishergruppen in Facebook und werde dort regelmäßig Zeuge der Wehklagen der Autor*innen, wenn sie nicht genug verkaufen. Piraterie ist auch ein Thema, das mich noch weiter demotiviert. Scheinbar sind viele Leser nicht gewillt, auch nur Centbeträge für E-Books zu bezahlen und laden sie sich lieber illegal runter. Als Self-Publisher wäre ich als ein kleines Licht in einem Ozean und hätte dann noch die Piraten gegen mich. Nein danke.

Verlage wiederum haben den Vorteil, dass sie die Marktstrukturen kennen. Gleichzeitig ist die Gewinnspanne für Autoren niedriger, als würde diese selbst publizieren. Ich möchte dennoch eher Verlagsautor sein, nicht nur, weil der Verlag Lektorat und Korrektorat übernimmt, sondern weil ich Wert auf eine vernünftige Print-Ausgabe lege und (nennt mich konservativ) ich Verlagsveröffentlichungen generell für höherwertiger halte. Klar, das ist nur meine Einstellung zu dem Thema. Nachteil an Verlagen ist zum einen, dass man es erstmal schaffen muss, diese mit einem Exposé von der eigenen Begabtheit zu überzeugen, und zum anderen, dass es zum Teil Ewigkeiten dauert, bis ein Verlagsbuch dann endlich mal erscheint. Aber irgendwas ist ja immer, nicht wahr?

Vom Schreiben leben scheint für mich (wenn man hier nur das künstlerische Schreiben betrachtet) unrealistisch. Ich habe mich damit abgefunden, dass der Traum, in Vollzeit zu schreiben und damit meinen Lebensunterhalt finanzieren zu können, wohl auf immer ein Traum bleiben wird. Das hält mich aber nicht davon ab, weiterhin Kunst zu machen. Wenn man meine Schreiberei Kunst nennen mag.

Neben dem künstlerischen Schreiben versuche ich gerade als Fachautor ein wenig Fuß zu fassen. Das bringt vielleicht etwas zusätzliches Geld ins Haus, mein Herz hängt aber nicht daran. Letztlich wäre ein Brotjob als Autor aber lukrativer als als Dozent, so wie es jetzt ist. Die Dozententätigkeit macht mir Spaß, keine Frage, aber Aufwand und Einkommen stehen in keinem guten Verhältnis. Und ich bin einfach nicht der Typ, der sich mit einem Anzug verkleiden würde, um irgendeinem Bonzenverein Wissen zu verkaufen, damit die noch reicher werden. So verzweifelt bin ich nun auch wieder nicht.

Naja, lange Rede, kurze Sinn. Ich werde mehr schreiben, mehr veröffentlichen und meinen Patreon etwas pushen. Podcast, #KrasseKurze, exklusive längere Geschichten, eigene Sammlungen, mindestens ein Roman in diesem Jahr … das ist der Plan. Gleichzeitig bin ich mir der Problematik bewusst, dass es extrem schwer ist, aus Menschen Geld für Kunst herauszuholen. Klar, gelesen werden meine Geschichten gern, das Feedback ist auch sehr gut. Aber selbst den begeisterten Leser dazu zu bringen, mich finanziell zu unterstützen, scheint ein aussichtsloses Unterfangen. Und ich kann es verstehen. Niemand hat Geld zu verschenken, und ich bin ja nicht der einzige Künstler auf der Welt, der Geld von seinen Fans braucht, um weiter Kunst machen zu können. Ist mir klar. Löst aber mein Problem nicht.

Ich gebe zu, dass ich sehr, sehr neidisch auf Schriftsteller*innen bin, die es sich leisten können, den ganzen Tag mit Schreiben zu verbringen, weil der Partner genug verdient. Als geschiedener Single, der mehr im Monat an Unterhalt zahlen darf, als die Miete meiner Wohnung kostet, habe ich diesen Luxus leider nicht. Versteht mich nicht falsch, das ist hier kein „Bachelor“-Aufruf, um eine reiche Frau zu finden ^^ Ich glaube, im Moment wäre ich ohnehin kein sonderlich ausgeglichener und attraktiver Partner. Stress tut mir einfach nicht gut.

So, dann hätte ich mir meine Sorgen und Ängste mal wieder von der Seele geschrieben. Falls euch das nervt, entschuldigt bitte. Aber manchmal muss ich das irgendwie loswerden. Und dann schreibe ich es auf. Was denn sonst?

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